Re: Braucht man heute zum Surfen mit dem Firefox schon einen Multicore CPU?

From: Polytropon <freebsd(at)edvax.de>
Date: Tue, 29 Oct 2013 01:43:23 +0100

On Mon, 28 Oct 2013 10:34:19 +0100 (CET), Oliver Fromme wrote:
> Und die Faustregel ist: Aktuelle Software benötigt auch
> aktuelle Hardware.

Um um um... da darf ich bitte das Wort "meist" einfügen.
Was reine Systemsoftware angeht, so ist es heute noch
immer möglich, FreeBSD in seiner aktuellen Version auf
Uralt-Rechnern (z. B. Pentium 1, 128 MB RAM hier) zu
installieren. Das Kuriosum: Mit fortschreitender Version
des OS läuft auch der alte Rechner besser (als Gegensatz
zu manch anderer Systemsoftware, wo der Rechner dann
immer langsamer und letztlich gar nicht mehr läuft).
Wenn der Rechner dann auch nur "Urschleimdienste" fährt,
z. B. als FTP-Server oder Netzwerk-Heini oder auch als
Asterisk, dann ist das immer noch erträglich.

Was typische Desktop-Anwendungen betrifft, stimme ich
Dir natürlich zu. Ein Voranschreiten in der Anwendungs-
software geht stets mit einer Erneuerung der Hardware
einher. Sonst hätten wir ja kein Wachstum und Wirtschaft
und Aufschwung und so. :-)

> Einen zehn Jahre alten Firefox kann man natürlich im
> heutigen Web nicht mehr vernünftig verwenden.

Von den Implikationen der Sicherheitsbetrachtung ganz zu
schweigen, aber man kann auch nicht erwarten, daß Seiten,
die aus klientenseitig durchgekauten JavaScript bestehen,
ordentlich benutzbar sind.

Hingegen gibt es Seiten, die "zeitlos" sind auch mit einem
alten Webbrowser problemlos genutzt werden können - kommt
halt immer auf den _Inhalt_ an, den man nutzen will.

> Aber heutzutage ist ein Browser
> ein eigenes kleines Betriebssystem mit Kernel, Treibern,
> Programmiersprachen, Paketverwaltung usw. Bei Chrome und
> Firefox sieht man das besonders gut.

Richtig, daher kann man darin jetzt ja auch Linux laufen
lassen. :-)

> Bei Seiten mit Animationen (und ich meine keine animierten
> GIFs), Flash, JavaScript und anderen aktiven Inhalten
> kann auch ein Multicore-Prozessor gut ausgelastet werden.

Das wird aber auch so "unterstellt", d. h. das Parallelisieren
von Verarbeitungsprozessen ist sowohl im Webbrowser mittler-
weile eine elementare Eigenschaft, so wie es auch von den
Designern (und den Tools, die sie nutzen, den Frameworks,
die sie heranziehen usw.) als gegeben angenommen.

> Auch Tabs, die sich nicht im Vordergrund befinden und nicht
> sichtbar sind, können fleißig Aktivitäten entfalten und
> mit einem Server kommunizieren (Stichwort AJAX etc.), ohne
> dass man es sofort merkt.

Sie können zudem auch "lokale Last" erzeugen, wenn das in
der JS-lastigen Programmierung entsprechend gemacht ist.
Ich habe hier xload und xscpufreq laufen und sehe dann oft
sehr schön die Balken hochlaufen. :-)

> Ich persönlich verwende seit längerer Zeit Opera, der sich
> ebenfalls auf die Fahnen geschrieben hatte, möglichst klein
> und schlank daherzukommen. Natürlich fordern "Web-Techniken"
> wie HTML5, JavaScript usw. auch ihren Tribut, schließlich
> erwarten die Nutzer, dass aktuelle Browser-Games und andere
> anspruchsvolle Webseiten auch mit Opera funktionieren. So
> hat auch Opera mit den Jahren deutlich zugenommen, aber
> trotzdem gehört er noch zu den genügsameren Vertretern
> seiner Zunft.

Wenn ich mich richtig an das erinnere, was ich mal gelesen
habe - oder glaube, gelesen zu haben :-) -, dann hat Opera
ja auch den Renderer ausgetauscht (als _eine_ der Komponenten
des Browsers) und nutzt nun denselben wie Firefox...

> Ich bin zumimdest mit der Performance völlig
> zufrieden. (Gut, ich habe einen Multicore-Rechner, aber
> der ist auch schon drei, vier Jahre alt und keineswegs
> High-End.)

Mein Rechner (oller Billig-PC) kommt damit auch gut klar,
er ist noch weitaus älter (Core 2, 1,8 GHz, 2 GB RAM),
kann mit Opera aber sehr gut umgehen. Ich nehme mal an,
daß sowohl die Mehrkernigkeit als auch die Bereitstellung
von ausreichend RAM hier signifikant sind.

Interessanterweise habe ich mich seit dessen Vorgänger
"taktmäßig verschlechtert", dennoch läuft der Rechner
insgesamt schneller gegenüber einem P4 mit 2.0 GHz, das
macht sich in vielerlei Hinsicht bemerktbar, also nicht
nur Webbrowser, sondern z. B. auch Multimediabearbeitung
(geringere Encodingzeiten avidemux2_gtk beispielsweise).

> Das Zweite wäre, mal einen anderen Browser anzutesten, z.B.
> Opera oder Chrome. Ich weiß, es ist schwer, sich umzugewöhnen,
> aber es kann sich lohnen. Und selbst wenn Du nicht dauerhaft
> umsteigst, kannst Du damit zumindest feststellen, ob die
> Probleme wirklich am Firefox liegen oder vielleicht an etwas
> ganz anderem.

Es ist auch möglich, mehrere Browser auf dem System "parallel"
zu nutzen - je nach Inhalt. Alles, was z. B. in Opera nicht
ordentlich läuft, wird dann mit Firefox genutzt (bzw. auch
umgekehrt). Klar, das bringt wieder etwas "Verwaltungs-Over-
head", lohnt sich aber vielleicht. Auf jeden Fall ist es
für das Browser-Fingerprinting verwirrend. :-)

> Vielleicht hat ja z.B. Dein XFree-/Xorg-Treiber
> ein Problem mit der Hardware-Beschleunigung. Oder im Kernel
> läuft irgendwas aus dem Ruder.

Grafikkarte, Kernelmodule, X-Konfiguration.

> Falls der Sockel
> auf dem Mainboard auch einen schnelleren Multicore-Prozessor
> aufnehmen kann, wäre das vielleicht auch eine Option, die zu
> überlegen wäre, ohne dass Du gleich einen komplett neuen PC
> kaufen musst (ggf. kann ein BIOS-Update notwendig sein).

Das scheint oft nicht wirtschaftlich zu sein. Neue PCs werden
einem ja förmlich nachgeschmissen. :-)

-- 
Polytropon
Magdeburg, Germany
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Received on Tue 29 Oct 2013 - 01:43:43 CET

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